Zitat Mohandas Karamchand Gandhi (1869-1948):
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Inhalt
- 1 Einführung
- 2 Gründe für die Ignoranz gegenüber MCS
- 3 Geringe Sichtbarkeit und unterschätzte Prävalenz
- 4 Systemkritik und wirtschaftliche Interessen
- 5 Fehlende wirtschaftliche Anreize
- 6 Gesellschaftliche und politische Hürden
- 7 MCS-gerechter Wohnraum
- 8 Reform der politischen Rahmenbedingungen
- 9 Quellen
- 10 Konkrete Forderungen & Lösungen
- 11 Bewertungstabelle (Skala 1-10)
- 12 Gesamtnote: 9,0/10
- 13 Zusammenfassung
Einführung
Multiple Chemikaliensensitivität (MCS) ist eine chronische Erkrankung, bei der Betroffene auf geringste Mengen chemischer Substanzen wie Duftstoffe, Reinigungsmittel oder Baumaterialien mit schwerwiegenden gesundheitlichen Beschwerden reagieren. Trotz wissenschaftlicher Anerkennung und einer Prävalenz von 3–5% in der Schweizer Bevölkerung (Swiss TPH, 2023) wird MCS in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft noch weitgehend ignoriert. Dieser Beitrag beleuchtet die Gründe für diese Vernachlässigung und formuliert konkrete Lösungsvorschläge, um die Lebensqualität von MCS-Betroffenen zu verbessern.
Gründe für die Ignoranz gegenüber MCS
Geringe Sichtbarkeit und unterschätzte Prävalenz
MCS-Betroffene sind relativ selten, doch die Schätzung hochgradiger Fälle von 1:100’000 unterschätzt möglicherweise die tatsächliche Verbreitung. Studien zeigen eine deutlich höhere Prävalenz: Laut Swiss TPH (2023) leiden 3–5% der Schweizer Bevölkerung unter Chemikaliensensitivität, während internationale Studien (z.B. Harter et al., 2020) selbstberichtete Prävalenzen von bis zu 9% in Deutschland angeben. Die geringe Zahl ärztlicher Diagnosen resultiert aus mangelnder Ausbildung in Umweltmedizin, nicht aus einer tatsächlichen Seltenheit der Erkrankung.
Systemkritik und wirtschaftliche Interessen
MCS stellt das moderne Wirtschaftssystem infrage, da es die Schädlichkeit von Produkten wie Duftstoffen, Lösungsmitteln, Pestiziden oder Baumaterialien offenlegt. Die Verursacher – darunter die Wasch- und Hygienemittelindustrie, die Chemieindustrie und Hersteller von emissionsintensiven Baumaterialien wie Spanplatten oder Laminaten – sehen in MCS einen Störfaktor. Wie die Zigarettenindustrie in der Vergangenheit nutzen einige Industrien irreführende Werbung („Healthwashing“), um die Schädlichkeit ihrer Produkte zu verschleiern (EGGBI, 2023). Zudem fördert die Duftstoffindustrie (wie die Zigarettenindustrie bei den Rauchern) eine „Duftstoffsucht“, die das Verständnis für MCS-Betroffene in der Gesellschaft erschwert.
Fehlende wirtschaftliche Anreize
Im Gegensatz zu Krankheiten, die durch medikamentöse Behandlungen profitabel sind, erfordert MCS primär Vermeidungsstrategien, wie emissionsfreie Umgebungen. Dies widerspricht dem Prinzip „Medizin als Markt“. Psychosomatische Behandlungen oder Allergiemedikamente, die bei MCS wirkungslos sind, werden dennoch häufig eingesetzt, da sie für die Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen lukrativer sind als Prävention (PTAheute, 2023). Die Dermatologie und Allergologie profitieren ebenfalls vom Status quo, während präventive Maßnahmen wie schadstoffarme Produkte kaum gefördert werden.
Gesellschaftliche und politische Hürden
Die moderne Gesellschaft scheut die kritische Auseinandersetzung mit einem System, das Umweltverschmutzung, schadstoffbelastete Innenräume und falsch konzipierte Produkte toleriert. MCS ist in Ländern wie Deutschland und der Schweiz wissenschaftlich anerkannt (MCS SOS Frankreich, 2023), doch die Umsetzung bleibt lückenhaft. Politische Massnahmen wie der Minergie-Standard, der Energieeffizienz über Schadstoffreduktion stellt, oder die Duldung parfümierter, allergieauslösender Konsumprodukte stehen in direktem Widerspruch zu den Bedürfnissen von MCS-Betroffenen.
Konkrete Forderungen und Lösungen
MCS-gerechter Wohnraum
Für MCS-Betroffene ist schadstofffreier Wohnraum essenziell, doch auf dem freien Wohnungsmarkt sind solche Wohnungen kaum verfügbar (teilhabe-beratung.de, 2023). Ein erster Schritt wäre die Aufnahme von MCS-Wohnraum in die Leistungen der Invalidenversicherung (IV), analog zu anderen Behinderungen (vgl. Art. 21 IVG). Die Förderung von MCS-Wohnprojekten, die die Fehler des Projekts Zürich-Leimbach vermeiden (siehe mcs-haus.com/leimbach-kritik.html), ist dringend notwendig. Solche Projekte könnten als Vorbild für gesundes Bauen dienen.
Reform der politischen Rahmenbedingungen
Der Minergie-Standard, die Subventionierung von Schadstoff-Holzheizungen und die Duldung parfümierter Produkte verhindern eine MCS-gerechte Umgebung. Die Politik muss umdenken und emissionsfreie Alternativen fördern. Parfümierte Produkte, die die Teilhabe von MCS-Betroffenen am öffentlichen Leben erschweren, sollten reguliert werden. Zudem ist eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Medizin für MCS erforderlich, um die Unterstützung der Betroffenen zu verbessern.
Fazit Multiple Chemikaliensensitivität wird ignoriert, weil sie systemische Schwächen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft offenlegt. Die geringe Sichtbarkeit, wirtschaftliche Interessen und fehlende politische Unterstützung verhindern Fortschritte. Durch die Förderung von MCS-gerechtem Wohnraum, die Reform politischer Standards und die Sensibilisierung der Gesellschaft können die Lebensbedingungen für Betroffene nachhaltig verbessert werden. MCS ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, umwelt- und gesundheitsbewusstes Handeln zu fördern. |
Quellen
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Swiss TPH (2023): Chemikaliensensitivität in der Schweiz.
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Harter et al. (2020): Prävalenz von MCS in Deutschland.
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ZDFheute (2024): Bericht über MCS-Auslöser.
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MCS SOS Frankreich (2023): Anerkennung von MCS.
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allnatura (2023): Schadstoffe in Baumaterialien und Kleidung.
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PTAheute (2023): Vermeidungsstrategien bei MCS.
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teilhabe-beratung.de (2023): Einschränkungen durch MCS.
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EGGBI (2023): Healthwashing in der Industrie.
Konkrete Forderungen & LösungenLaut Swiss TPH (2023) leiden 3–5% der Schweizer Bevölkerung unter Chemikalien-Sensitivität – ohne adäquate Wohnangebote.
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Aussage des Beitrags | Bewertung der Stichhaltigkeit | Zusätzliche Quellen | Ergänzende Argumente |
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Hochgradig MCS-Betroffene gibt es im Verhältnis immer noch sehr wenige (schätzungsweise 1 Person auf 100.000). | Studien belegen höhere Prävalenzen. | – Swiss TPH (2023): 3–5% der Schweizer Bevölkerung mit Chemikalien-Sensitivität. – Wikipedia (2023): MCS-Prävalenz zwischen 0,5% und 3,9%, in spezifischen Kollektiven bis zu 60%. – Harter et al. (2020): Selbstberichtete Prävalenz in Deutschland bei 9%, ärztlich diagnostiziert 0,5%. |
– Die Schätzung von 1:100’000 ist sehr niedrig. Studien zeigen eine höhere Prävalenz. – Die Seltenheit von ärztlichen Diagnosen ist auf die fehlende Ausbildung in Umweltmedizin zurückzuführen, nicht auf die tatsächliche Prävalenz. |
MCS prangert die Existenz von falsch konzipierten Produkten, Umweltverschmutzung, schadstoffbelasteten Innenräumen, Arbeitsplätzen etc. an. | Durch Studien als organische Erkrankung wissenschaftlich belegt, vgl. über 50 Seiten Quellenangaben im MCS-Buch von Hill-Huber-Müller. | – ZDFheute (2024): MCS-Betroffene reagieren auf Substanzen wie Duftstoffe, Reinigungsmittel oder Baumaterialien. | – Produkte wie Duftstoffe, Lösungsmittel oder Pestizide sind erwiesene Trigger, was die Notwendigkeit emissionsfreier Alternativen unterstreicht. – “MCS ist genau definiert, gut erforscht sowie auf WHO-Ebene anerkannt und das schon seit mehr als zwanzig Jahren.” (Dr. Tino Merz) |
Die moderne Mainstream-Gesellschaft tut sich schwer, das dafür verantwortliche System kritisch zu hinterfragen. | Plausibel. | – MCS SOS Frankreich (2023): MCS ist in Ländern wie Deutschland oder der Schweiz anerkannt, aber die Umsetzung bleibt lückenhaft. | – Dem System ist MCS als organische Erkrankung nicht angenehm, weil damit Haftungsansprüche von Industrien (z.B. Chemie, Bauwesen) verbunden sein können. – Wie die Zigarettenindustrie hat es die Duftstoffindustrie fertig gebracht, Süchtige zu produzieren. Wer duftstoffsüchtig (abhängig!) ist, kann für Nicht-Süchtige schwer Verständnis aufbringen. |
MCS ist keine Krankheit, an der man viel Geld verdienen könnte. | Das System investiert vor allem in Nicht-Lösungen (Stichwort “Hilfe”). | – PTAheute (2023): Fokus auf Vermeidung. – Spezialklinik Neukirchen (2023): Krankenkassen übernehmen teilweise Therapiekosten für MCS |
– Die Pharmaindustrie hat wenig Interesse an MCS, da Vermeidungsstrategien (z.B. chemiefreie Umgebungen) keine medikamentösen Lösungen erfordern. – Hinweis: psychosomatische Behandlungen oder Allergiemedikamente sind bei MCS nutzlos! |
MCS ist Verursachern (Wasch- und Hygienemittelindustrie, Chemie-Industrie etc.) ein Störfaktor. | Stichhaltig, da Industrien ein Interesse am Status Quo haben. | – allnatura (2023): Formaldehyd in Kleidung oder Duftstoffe als MCS-Trigger. – EGGBI (2023): „Healthwashing“ durch irreführende Produktwerbung verschleiert Schadstoffprobleme. |
– Industrien profitieren von Produkten mit Duftstoffen oder Chemikalien, die MCS auslösen, und haben wenig Anreiz, emissionsarme Alternativen zu fördern. |
Ein kleiner Anfang wäre die Aufnahme von MCS-Wohnraum in die IV-Leistungen. | Stichhaltig, da spezifische Wohnbedingungen für MCS-Betroffene lebenswichtig sind. | – teilhabe-beratung.de (2023): MCS schränkt Teilhabe ein, verträgliche Wohnungen sind praktisch nicht zu finden. – MCS wissenschaftlich anerkannt, aber fehlende Unterstützung für Wohnprojekte! |
– MCS-gerechter Wohnraum (ohne Duftstoffe, mit emissionsfreien Materialien) ist eine Grundvoraussetzung für die Lebensqualität hochgradig MCS-Betroffener. – Die Integration in IV-Leistungen könnte Vorbildfunktion haben, wie bei anderen Behinderungen (z.B. barrierefreier Zugang). |
Förderung von echten MCS-Wohnprojekten, ohne die Fehler des Projekts Zürich-Leimbach. | Stichhaltig. Die Aussage ist auf 3 Webseiten sowie einem fast 100seitigen PDF ausführlich begründet. | – Warum ist das MCS-Wohnprojekt Zürich-Leimbach falsch konzipiert: – Teil 1 – Teil 2 – Teil 3 (Zusammenfassung) |
– Erfolgreiche MCS-Wohnprojekte könnten als Modell für andere Länder dienen. Auch für richtiges, d.h. gesundes Bauen. |
Minergie-Standard, Schadstoff-Holzheizungen, parfümierte Produkte widersprechen MCS. | Stichhaltig, da diese Faktoren bekannte Trigger sind. | – ZDFheute (2024): Baumaterialien und Duftstoffe als MCS-Auslöser. – allnatura (2023): Emissionsintensive Materialien wie Lacke oder Bodenbeläge problematisch. |
– Der Minergie-Standard priorisiert Energieeffizienz, vernachlässigt aber Schadstoffemissionen und die Produktion von viel Sondermüll (z.B. Glas- und Steinwolle). – Parfümierte Produkte sind allgegenwärtig und verunmöglichen hochgradig MCS-Betroffenen die Teilhabe am öffentlichen Leben. |
Bewertungstabelle (Skala 1-10)
Kriterium | Note | Begründung |
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Wissenschaftliche Fundierung | 10 | Hervorragend belegt mit aktuellen Studien (Swiss TPH, Harter et al.) und Fachquellen. Die 50-seitige Literaturliste im MCS-Buch zeigt tiefe Recherche. |
Problemdarstellung | 9 | Systematische Analyse aller relevanten Aspekte (wirtschaftlich, politisch, medizinisch). Kritik an Minergie-Standard besonders fundiert. |
Argumentationsstruktur | 9 | Logischer Aufbau von Ursachenanalyse zu Lösungsvorschlägen. Tabellarische Gegenüberstellung von Aussagen und Belegen ist vorbildlich. |
Lösungsorientierung | 8 | Konkrete Forderungen (IV-Leistungen, Wohnprojekte), aber politische Umsetzbarkeit könnte stärker diskutiert werden. |
Sprache & Stil | 7 | Fachlich präzise, aber stellenweise polemisch (“Systemtreue Psychiatrie”). Gandhi-Zitat wirkt etwas deplatziert. |
Aktualität | 10 | Verwendet Quellen bis 2024. Besonders relevante Aktualität bei Industrieentwicklungen (z.B. Healthwashing). |
Gesellschaftliche Relevanz | 10 | Zeigt über MCS hinausgehende Systemprobleme (Umweltmedizin, Baustandards) auf. |
Quellentransparenz | 10 | Exzellente Dokumentation mit direkten Links und klaren Quellenangaben. Selten so transparent gesehen. |
Innovationsgrad | 8 | Originelle Systemkritik, aber bekannte Muster (vgl. Tabakindustrie-Analogie). |
Gesamtnote: 9,0/10Stärken:
Optimierungsvorschläge:
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ZusammenfassungEin herausragend recherchierter Beitrag, der MCS als Prüfstein für systemische Versäumnisse analysiert. Die Kombination aus wissenschaftlicher Tiefe und klaren Handlungsempfehlungen ist beispielhaft. Mit etwas mehr diplomatischer Formulierung und konkreter Umsetzungsstrategie wäre eine 9,5+ möglich. Besonders bemerkenswert:
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