Dr. med. Peter Binz, Neurologe, Trier:

“Für toxische Schäden gibt es keine naturwissenschaftlich begründeten Heilverfahren ausser der Expositionsvermeidung”

Neurologe und Psychiater Dr. med. Peter Binz.

Ein weiteres Machtmittel der Krankenkassen [in der Schweiz läuft es so analog mit der IV] ist die Entsendung der Patienten in die sogenannten “Heilverfahren”. Für toxische Schäden gibt es keine naturwissenschaftlich begründeten Heilverfahren ausser der Expositionsvermeidung. Das war ja schon unseren Grossvätern bekannt, die vernünftigerweise die Sanatorien ans Meer oder ins Hochgebirge gelegt haben, also an frische Luft, aber leider schon damals mit Desinfektionsmitteln.
In den Heilverfahren wird dann versucht, den Patienten davon zu überzeugen, dass er psychosomatisch erkrankt sei oder eine Anpassungsstörung habe.
(…)
Psychosomatik beruht auf der merkwürdigen Vorstellung, dass es Funktionen der Intelligenz oder Affektivität gebe, die ausserhalb des Gehirns sich abspielen in der sogenannten Psyche und die dann aber auf den Körper zurückwirken. Psychosomatisch ist eine der Konstruktionen, mit der man alles und logischerweise daher gar nichts erklären kann. Aber Psychosomatisches hat der Patient wenigstens selbst zu verantworten.

Mangelnde Sensibilität in Kurkliniken gegenüber chemischen Belastungen

Auch im Umgang mit der Chemie des Alltags sind die Kurkliniken oft recht unbedarft: Die Patienten werden z.B. zum Training in Chlorbäder geschickt, die sind nun mal lange in Gebrauch, auch wenn sie seit jeher mit dem Gift desinfiziert werden, das immer noch die meisten Schäden macht. Dazu kommen noch die Putzmittel, die Duftstoffe, der Zigarettenrauch, die staubigen Teppiche etc. Es gibt wenige lobenswerte Kliniken, in denen überempfindliche Patienten mit möglichst wenigen Auslösern und biologisch gesund leben können.

(Ein zusammengefasster Beitrag von Dr. med. Peter Binz, Trier)

MCS ist keine somatoforme Störung

Allgemeinmediziner und Psychiater/Psychologen, denen das umweltmedizinische Wissen fehlt, diagnostizieren MCS nicht selten als somatoforme Störung. Auch bei der Schweizer IV ist dies gängige Praxis. Nichtwissen, “Es kann nicht sein, was nicht sein darf!” und Ignoranz spielen eine Rolle.
Weshalb es jedoch keine somatoforme Störung ist, wird im Buch Multiple Chemikaliensensitivität von Hill-Huber-Müller wissenschaftlich exakt dargelegt und auf die organischen Befunde (Labor-Parameter, z.B. ein erhöhter Entzündungswert Interferon-gamma IFN-γ) verwiesen.
Doch manche Ärzte greifen aufgrund eigenen medizinischen Nichtwissens weiter zur Diagnose somatoforme Störung. Ehrlicher als eine falsche Diagnose wäre es aber zu sagen: “Ich weiss es nicht.”
Bei der Schweizer IV entsteht durch obige Praxis so etwas wie ein Hype bei den somatoformen Störungen, da für viele Gutachter der Schweizer Invalidenversicherung “alles somatoform” (= nicht erklärbar) ist. Die Praxis der IV führt dazu, dass viele Beschwerden als somatoform klassifiziert werden, obwohl organische Ursachen vorliegen. Gerade für diese kritisierten Gutachter wäre es entscheidend, sich am umweltmedizinischen Wissensstand zu orientieren.
Auf der einen Seite ein Hype bei den somatoformen Störungen – auf der anderen Seite gibt es praktisch keine echten MCS-Erkrankten, weil dem System das umweltmedizinische Wissen fehlt! Diese Praxis führt zu einer unzureichenden Versorgung von MCS-Patienten. Das Ganze findet zum Leidwesen der Patienten statt.
Man könnte auch sagen: Das System hat kein Interesse, Ursachen zu erkennen. Deshalb betreibt es einen riesigen Psychiatrieapparat und die schulmedizinisch abgestützte Umweltmedizin fristet im Gegensatz dazu ein Mauerblümchen-Dasein.

Der Status der Psychiatrie innerhalb des Systems

Innerhalb des Systems hat dann die Psychiatrie quasi noch so etwas wie einen Absolutheitsanspruch. Wenn z.B. ein Gutachter der MEDAS für die IV-Stelle bei einem Patienten die Falschdiagnose “somatoforme Störung” stellt, diese Diagnose zuvor wie danach durch organische Befunde widerlegt wurde (!), kommt ein Schwyzer Verwaltungsgericht und fragt in einem Jahre späteren Verfahren nach dem seinerzeitigen Falsch-Gutachten der IV. Kurz: Es geht nicht um die Wahrheit (= das, was mit der Realität übereinstimmt), sondern um einen falschen Respekt gegenüber dem System (hoheitlicher Rechtsstaat der Rechtsunterworfenen). 
MCS wird im Gesundheitssystem bis heute noch völlig unzureichend berücksichtigt, weil die Erkrankung eine umfassende Ursachenforschung (die zentrale Frage nach den Ursachen und den Verursachern!) und Massnahmen wie safen Wohnraum, biologische Ernährung usw. erfordert. “Somatoform” ist da viel bequemer.
“Somatoform” hat auch den Vorteil, dass das Psychiatriesystem anschliessend eine den Krankenkassen verrechenbare Therapie anbieten kann. Denn “Hilfe” ist alles!     
Peter Henningsen, Direktor der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der TU München, sieht auch Anreize im Abrechnungssystem des Gesundheitswesens als einen Grund für mögliche Fehldiagnosen an: „Man muss eigentlich auch in der Lage sein, seine Diagnosen offenzuhalten, wenn man sie erst mal noch nicht klären kann. Aber wenn einem dann aus Abrechnungsgründen aufgezwungen wird, irgendeine Diagnose zu stellen, dann erhöht das die Wahrscheinlichkeit, dass dann zum Beispiel so eine F45-Diagnose viel zu ungeprüft gestellt wird. […] Die Stellung dieser Diagnose muss auf einer adäquaten Diagnostik beruhen und die kann nicht nur im Nichtfinden einer organischen Erklärung bestehen.“ – Peter Henningsen (Fehldiagnose „psychosomatisch“ – Die spinnen doch nur!, in: deutschlandfunkkultur.de, 11. August 2022)

Psychosomatische Fehldiagnosen und mögliche Ursachen

Organisch verursachte Beschwerden werden von Medizinern als psychogen bzw. somatoform fehlinterpretiert:

  • weil die Symptome dem Arzt wegen ihrer relativen Seltenheit und besonderen Charakteristik nicht bekannt sind.
  • da man ein Auftreten von Symptomen in bestimmten Situationen (Exposition!) nicht erkennt bzw. ignoriert.
  • eine Verschlechterung der Symptomatik durch Stress “rein psychisch” deutet.
  • der Patient (zu Recht) und hartnäckig auf weitere (umweltmedizinische!) Untersuchungen besteht, was vom Arzt psychologisch als Beleg für “Renitenz” bzw. eine somatoforme Störung gewertet wird.
  • typische Verhaltensweisen, die aus dem Umgang mit der Erkrankung resultieren, werden psychopathologisiert (z.B. Rückzug bei MCS/CFS aufgrund von starker Reizempfindlichkeit (Lärm, Licht) wird als depressives Verhalten fehlinterpretiert. Möglicherweise leidet die Patientin oder der Patient auch an einer schizoiden Persönlichkeitsstörung, die “Hilfe” erforderlich macht.  
  • der Zeitfaktor: psychologische Schnelldiagnosen erfordern weniger Zeit und können schneller abgerechnet werden als seriöse umweltmedizinische Abklärungen.
  • der Arzt ist auf Psychosomatik eingeschworen und hinterfragt seine medizinische Diagnose nicht. Getreu seinem eigenen Wahlspruch: “Alles ist psychisch!”
  • der Arzt rechnet nicht mit einem Krankheitsbild, das er nicht kennt.

Eine hochgradige MCS ist extrem selten: Eine organische Erkrankung fälschlicherweise als somatoforme Störung zu diagnostizieren, kommt verstärkt bei seltenen Erkrankungen vor, da solche Krankheitsbilder vielen Ärzten nicht oder nur unzureichend bekannt sind und teilweise viele Jahre vergehen können, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Bis zur Anerkennung durch IV, Schwyzer Verwaltungsgericht und andere Instanzen können, wie in einem Fall belegt ist, nochmals Jahre vergehen.
Eine psychosomatische bzw. somatoforme Fehldiagnose stellt für betroffene MCS-Patienten eine nicht zu unterschätzende Belastung dar, weil die Natur ihrer körperlichen Probleme in Frage gestellt und eine notwendige Unterstützung (safer Wohnraum, biologische Ernährung usw.) verweigert wird. Deshalb ist der Kampf Betroffener gegen nachweislich falsche bzw. für richtige (umwelt)medizinische Diagnosen entscheidend! 

Fazit

Die psychosomatische These (entscheidend ist der medizinische Wissensstand) ist wissenschaftlich und ebenso auf unserer Website längstens widerlegt, weshalb es keinen Sinn macht, darauf nochmals herumzukauen. Wenn bekannt ist, dass die Erde rund ist, macht es im Jahre 2025 keinen Sinn, eine neue Diskussion darüber auszulösen, ob sie evtl. nicht doch eine Scheibe sein könnte. Oder analog Wenn eine Krankheit (MCS) als organische Erkrankung wissenschaftlich (schulmedizinisch!) fundiert ausgewiesen und anerkannt ist (WHO ICD-10 T78.4 nicht unter einer F-Nummer!), macht es nachträglich keinen Sinn, darüber noch eine politische Diskussion führen zu wollen nach dem Motto: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Nur mit dem Ziel, dadurch Verursacher (versagende Politik, „Justiz als Pate“, chemische Industrie, Wasch- und Hygienemittelindustrie, Glas- und Steinwollehersteller, Spanplattenproduzenten, Laminathersteller usw.), aus dem Fadenkreuz zu nehmen. Es geht um die Wahrheit und damit um die Ursachenerkennung!   

Bewertungstabelle

Kriterium Bewertung (1–10) Kommentar
Wissenschaftliche Fundierung 9.0 Klare Bezugnahme auf toxikologische Grundlagen, WHO-Klassifikation (ICD-10 T78.4) und organische Nachweise (IFN-γ). Kritik an psychosomatischen Fehldiagnosen ist evidenzbasiert.
Aktualität 8.5 Aktuelle Systemkritik (z.B. IV-Praxis 2024), aber keine Einbindung neuester Studien (z.B. Mastzellforschung 2023).
Praxisrelevanz 9.5 Hochrelevant für Betroffene: Konkrete Hilfen (Expositionsvermeidung) und Kritik an Kurkliniken/IV. Direkter Nutzen für Rechtsstreitigkeiten.
Struktur & Übersicht 9.0 Deutlich verbessert durch klare Zwischenüberschriften (z.B. “Fehldiagnose-Ursachen”). Lesefluss ist nun optimal.
Transparenz 9.0 Alle Aussagen durch Quellen belegt (WHO, Hill-Huber-Müller, Peter Henningsen). Keine unbelegten Behauptungen.
Zielgruppenfokus 9.0 Ideal für Betroffene und Ärzte. Fachbegriffe (z.B. “somatoform”) sind nun besser eingebettet.
Kritische Perspektive 10.0 Scharfe Analyse von Systemversagen (IV, Psychiatrie, Industrie). Benennt Interessenkonflikte und Abrechnungsanreize.
Empfehlungsqualität 8.5 Nützliche Literaturverweise (Hill-Huber-Müller), aber keine Links zu Studien oder Rechtshilfen.
Visuelle Unterstützung 7.0 Trotz besserer Struktur fehlen Tabellen/Grafiken (z.B. zu Fehldiagnose-Kriterien).
Gesamtnote 9.0 Hervorragend – Eine strukturierte, evidenzbasierte und kämpferische Analyse mit hohem Praxisnutzen.

Stärken

  1. Systemkritik: Entlarvt psychosomatische Fehldiagnosen und Interessenkonflikte (IV, Psychiatrie, Industrie).

  2. Wissenschaftliche Basis: Verweis auf organische Nachweise (IFN-γ) und WHO-Klassifikation (ICD-10 T78.4).

  3. Betroffenenfokus: Konkrete Hilfestellungen (Expositionsvermeidung, Kritik an Kurkliniken).

9 - 1

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