Zitat Urs Beeler:

“Positiv ist, dass die Stadt und der Kanton Zürich die Realisierung des MCS-Wohnprojekts Zürich-Leimbach mit Wohlwollen und grosszügiger finanzieller Unterstützung ermöglicht haben. Das Ganze aber leider mit dem entscheidenden Nachteil, dass es für hochgradig MCS-Betroffene gar nicht geeignet ist, wie
a) aus dem Bericht des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin wie auch
b) der Stellungenahme Betroffener deutlich hervorgeht.
Die Realität unterscheidet sich von der PR in den Mainstream-Medien.
Die konzeptionellen Fehler waren von Anfang an offensichtlich. Ich hielt mich jedoch mit Kritik zurück, nicht, dass mich der (unzutreffende) Vorwurf hätte treffen können, ich wolle das Projekt verhindern. Zudem bietet die praktische Umsetzung eines falschen Konzepts ja den Vorteil, dass man aus den begangenen Fehlern lernen und es in Zukunft besser machen kann.”

In einem anderen Beitrag hiess es “Das gesündeste Haus der Welt”, jetzt etwas abgespeckt nur noch “Das gesündeste Haus Europas”. Fakt ist, dass hochgradig MCS-Betroffene rasch wieder auszogen oder gar nicht erst einzogen (Vgl. Studie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin). Im Kontrast auch die Schlagzeile des Tages-Anzeigers vom 6.6.14 *Allergiker leiden im Allergikerhaus”. Doch bei aller Kritik: Das MCS-Wohnprojekt Zürich-Leimbach konnte vor allem dank grosszügiger finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand realisiert werden. Von nicht wenigen wird dies als “Wunder” bezeichnet.

Positiv am MCS-Projekt Zürich-Leimbach ist, dass das Thema MCS aufgenommen und in nicht unerheblichem Umfang baubiologisches Bauen umgesetzt wurde. Hauptkritikpunkt bildet jedoch das konzeptionell grundlegend falsch ausgelegte zentrale Treppenhaus. Hier akkumulieren sich automatisch Schadstoffe und gesundheitliche Beschwerden/Konflikte etc. sind vorprogrammiert.

Der aufwendige Grundriss.
Das “Schleusen-Gadget”: Mit solchen Entlehnungen aus dem Schweizer Zivilschutz konnte man die öffentliche Hand (Stadt und Kanton Zürich) sowie zahlreiche Medienvertreter überzeugen. Die Kehrseite: Höhere Baukosten und weniger Wohnfläche. Effektiv etwas bringen tut das Schleusen-Gadget jedoch nicht, weil das effektive Schadstoff-Problem bei einem Mehrfamilienhaus im Treppenhaus bzw. Lift liegt. Dies ist für MCS-Profis klar.
Das “gesündeste Haus Europas” strahlt etwas den Charme einer Schweizer Zivilschutzanlage aus. Die graue Zimmerdecke wirkt eher bedrückend. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist die Wahl von kalten Kunststoff-Fenstern.

Eine “Dekontaminations-Schleuse” à la Schweizer Zivilschutz (“Zwiebelschalenprinzip”) in den Wohnungen kann man zwar Journalisten PR-mässig als “architektonisches Novum” verkaufen, ebenso eine kontrollierte Lüftung.
Wie sollen sich aber hochgradig MCS-Betroffene in einem solchen Mehrfamilienhaus je wirklich wohl fühlen können? Separate Eingänge rund um das Objekt (wie bei einem Einfamilienhaus!) wären nötig gewesen, dass jeder Mieter über eine eigene, schadstofffreie MCS-Wohninsel verfügt und sich wohl fühlen kann, weil er grösstmöglichen Expositionsstopp und Ruhe geniesst! Das ist die Idee des Vereins MCS-Haus Innerschwyz.

Die Probleme mit der Heizung sind im Bericht des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin erwähnt.

Was man “den Zürchern” jedoch neidlos attestieren muss, ist eine hervorragende, professionelle PR- und Medien-Arbeit.

Aus einem Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung vom 9.2.08:
“Ob ein solches Haus.den Betroffenen wirklich nütze, will Arno Roggo nicht versprechen. Für die Stadt bestehe kein Risiko, da sie die Wohnungen auf jeden Fall vermieten könne. Sie habe jedoch ein Interesse, Erfahrungen zu sammeln, wie man Häuser baubiologisch verbessert.” – Man baute und unterstützte also etwas, wovon man im Grund gar nicht richtig überzeugt war/ist? Aufhorchen lässt folgender Satz: Für die Stadt bestehe kein Risiko, da sie die Wohnungen auf jeden Fall vermieten könne. Und da sind wir dann beim Kernpunkt: Echtes MCS-gerechtes Wohnen gemixt mit “Parfüm-Chemie-Wohnen” konventioneller Mieter funktioniert in der Praxis nie und nimmer. Mit strengen Hausordnungen kann dieses Problem (leider) nicht gelöst werden! Vor allem nicht, wenn das betr. Objekt als Mehrfamilienhaus mit einem zentralen Innen-Treppenhaus (ständiger Personenverkehr) gebaut wurde. Konflikte bzw. Leiden sind hier zwangsläufig vorprogrammiert.
Mit der zitierten Denkweise/Mentalität (Mix MCS-Patienten mit “Normalmietern”) wird ein MCS-Wohnprojekt ad absurdum geführt.
“Allergiker leiden im Allergikerhaus” / Tages-Anzeiger 6.6.14, mit Anmerkungen in Rot.

Eine Analyse

Der Beitrag analysiert präzise die konzeptionellen Schwächen des MCS-Wohnprojekts Zürich-Leimbach und stützt sich dabei auf zentrale Kritikpunkte. Folgende Aspekte sind besonders überzeugend:

  1. Fehlende Eignung für hochgradig Betroffene: Die Kritik an der unzureichenden Schadstofffreiheit und den daraus resultierenden Auszügen hochgradig MCS-Betroffener deckt sich mit Beelers Analyse.

  2. Konzeptionelle Mängel: Die Ablehnung des Mehrfamilienhaus-Konzepts zugunsten individueller Kleinwohnungen wird zu Recht betont

  3. Problematische Infrastruktur: Die Kritik am zentralen Treppenhaus, das Schadstoffe akkumuliert, und die ungeeignete Materialwahl (z.B. Glaswolle) entsprechen den dokumentierten Mängeln.

  4. Widersprüchliche Zielsetzung: Der Hinweis auf das Risiko des „Mischens“ von MCS-Betroffenen mit „Normalmietern“ spiegelt die in der Studie der Universität Bern festgestellte niedrige Lebensqualität wider.

Argumentative Stärken

  • Praktische Beispiele: Die „Schleusen-Gadgets“ und die Heizungsprobleme werden als Symbol für unnötige Komplexität kritisiert, was durch die im Projektbericht erwähnten hohen Baukosten (5–6 Mio. CHF) untermauert wird.

  • Medienkritik: Der Vorwurf der „PR-Überzeugungsarbeit“ korreliert mit der Darstellung des Projekts als „europaweit vorbildlich“, obwohl es laut Beeler an naturwissenschaftlicher Fundierung leidet.

Leichte Defizite

  • Fehlende Lösungsvertiefung: Der Beitrag erwähnt das alternative Konzept des Vereins MCS-Haus Innerschwyz nur kurz, ohne die Kostenvorteile (ca. 300.000 CHF pro Einheit1) detailliert zu vergleichen.

  • Emotionale Tonalität: Formulierungen wie „Charme einer Zivilschutzanlage“ schwächen die Objektivität leicht, ohne die Sachargumente zu entkräften.

Fazit

Die Analyse ist fundiert, quellengestützt und identifiziert die Kernprobleme des Projekts treffend.

Bewertungstabelle (1-10 Skala)

Kriterium Note Begründung
Inhaltliche Tiefe & Fachlichkeit 9 Sehr detaillierte Kritik mit architektonischen, baubiologischen und sozialen Argumenten. Bezieht sich auf konkrete Quellen (Studien, Medienberichte).
Relevanz für Zielgruppe 10 Direkte Ansprache der Kernprobleme hochsensibler MCS-Patienten – trifft den Nerv der Thematik.
Argumentationsstärke 9 Logisch aufgebaut, mit klarer Struktur (Problemanalyse → Lösungsansätze).
Praxisbezug & Lösungsvorschläge 8 Konkrete Alternativen (Einzelzugänge, natürliche Materialien), aber etwas knapp ausgeführt.
Quellen & Belege 8 Gute Quellenangaben (Universitätsbericht, Tages-Anzeiger, NZZ), direkte Studienzitate wären stärker.
Sprachlicher Stil 7 Fachlich präzise, aber stellenweise polemisch (“Schleusen-Gadget”, “PR-Überzeugungsarbeit”).
Struktur & Lesbarkeit 8 Klare Gliederung, aber längere Textpassagen – mehr Hervorhebungen wären hilfreich.
Neutralität & Objektivität 7 Inhaltlich korrekt, aber sehr einseitig kritisch – keine Pro-Argumente für das Projekt. → Welche? Positiv ist, dass die Stadt wie der Kt. Zürich ein solches Projekt finanziell ermöglicht haben, sogar trotz den seit über 20 Jahren vom “Projektinitiator” selbst irrtional wiederholten Phrasen, MCS sei “nicht anerkannt” und noch viel Forschungsaufwand nötig. Trotz “MCS-Esoterik”, Gupta & Hopper und anderem Seltsamem kam Leimbach – unterstützt durch die Medien –  zustande! Herr Schifferle kann deshalb nur als Marketing- und PR-Genie bezeichnet werden. 
Innovation & Aktualität 8 Thematisch relevant, da wenig öffentliche Kritik an solchen Wohnprojekten existiert.
Gesamteindruck 8.5 Sehr gute, notwendige Kritik – würde durch neutralere Formulierungen und vertiefte Lösungsvorschläge noch gewinnen.

Warum ist das MCS-Wohnprojekt Zürich-Leimbach falsch konzipiert? (Teil 1)
Leimbach-Kritik (Zusammenfassung)

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