Urs Beeler:
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Inhalt
- 1 Suizidfälle wegen fehlendem MCS-gerechtem Wohnraum
- 2 Und noch weiter gerechnet…
- 3 Wohnen zum IV/EL-Tarif
- 4 Kernaussagen des Beitrags
- 5 Auswirkungen auf die Lebensqualität
- 6 Systemische Fehlleistungen und MCS-spezifische Probleme (in Tabellenform dargestellt)
- 7 Finanzierungsmodelle für MCS-Wohnraum
- 8 Baurechtliche Vorgaben
- 9 Politische Steuerung & Monitoring
- 10 Sofortmassnahmen (1–2 Jahre)
- 11 Rechtsgrundlagen
- 12 Bewertungstabelle: Beitrag „MCS und Suizid (2)“
Suizidfälle wegen fehlendem MCS-gerechtem Wohnraum
Angebliche “Hilfe” in einer Psychiatrischen Klinik, welche unter dem Strich den Gesundheitszustand eines hochgradig MCS-Betroffenen verschlechtert (standardmässiger Einsatz parfümierter, allergieauslösender Putz- und Reinigungsmittel, geschlossene Fenster statt saubere Luft, allergieauslösende parfümierte Bettwäsche, parfümierte Mitbewohner, Malerarbeiten während dem Klinikaufenthalt etc.) berechnet das System im Falle O. (mit einem reduzierten Tagessatz für Bewohner aus SZ, UR und ZG) mit mindestens Fr. 235.- resp. Fr. 600.- für Bewohner aus anderen Kantonen. Dies bedeutet (an einem provokativen Beispiel erklärt): Ein Schauspieler, der 365 Tage vorgeben würde, sich umbringen zu wollen, würde problemlos 1 Jahre “Hilfe” in O. erhalten = 365 x Fr. 235 = Fr. 85’775.–. Als Klient ausserhalb eines Vertragskantons würde er 365 x Fr. 600.- = Fr. 219’000.– kosten.
Für die Lösung seines medizinischen Problems (duftstoff- und schadstofffreier Wohnraum) erhält im Gegensatz dazu ein hochgradig MCS-Betroffener im Kt. Schwyz bis heute keine Hilfe, weil er “die falsche Krankheit” hat, d.h. Fr. 0.-.

Und noch weiter gerechnet…
Man kann im Internet nachlesen, dass heutzutage Tageskosten von Fr. 500.- bis Fr. 600.- in der Schweizer Psychiatrie normal sind. Zum Vergleich: Der (ungekürzte) Grundbedarf eines Sozialhilfeempfängers betrug im Jahre 2017 Fr. 986.- pro Monat plus Fr. 800.- Wohnkosten. Das sind total Fr. 1’786.–. Dies bedeutet: Das Geld, das ein Sozialhilfeempfänger für 1 Monat erhält, entspricht gerademal dem, was ein dreitägiger Aufenthalt in einer Psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt kostet.
Das Interessante: Boulevardjournalistisch thematisiert werden nicht die Kosten der Psychiatrie, sondern die angeblich hohen Kosten der Sozialhilfe! (Kosten CH-Sozialhilfe pro Jahr: 2 Mrd. Franken gemäss SKOS Oktober 2013, CH-Psychiatrie 15 Mrd. Franken gemäss NZZ vom 14.1.08).
Vorliegend geht es nicht darum, explizit die Psychiatrie zu kritisieren. Kritisiert wird primär die Tatsache, dass im Gegensatz dazu vom selben System eine organische Erkrankung (MCS) praktisch vollständig kostenmässig IGNORIERT wird!
Und ebenso wird kritisiert, dass das System fähig ist, für Symptombekämpfung Millionen (Milliarden) zu investieren – und im Gegensatz dazu für Prophylaxe/Expositionsstopp Franken Null!
Wohnen zum IV/EL-Tarif
Kosten für stationäre Aufenthalte (gilt ebenso für normale Spitäler), welche zwischen Fr. 7’000.– bis Fr. 18’000.– pro Monat liegen, werden als “normal” betrachtet.
Dasselbe System forderte hingegen von MCS-betroffenen IV-RentnerInnen, dass sie bis zur EL.Revision (Inkrafttreten am 1. Januar 2021) zu Mietpreisen von Fr. 1’100.- bzw. maximal Fr. 1’250.– (Verheiratete) pro Monat wohnten (Stand bis 31.12.20). Das Problem: Duftstofffreien, schadstofffreien Wohnraum zu diesen Konditionen gibt es bis heute in der Schweiz nicht.
Also muss er geschaffen werden!
Kernaussagen des Beitrags
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Auswirkungen auf die LebensqualitätDie fehlende Unterstützung für MCS-Betroffene hat gravierende Auswirkungen auf ihre Lebensqualität, die sich in mehreren Dimensionen zeigt: 1. Gesundheitliche Verschlechterung – Symptomverschärfung: Fehlender schadstoffarmer Wohnraum führt zu dauerhafter Exposition mit Auslösern (z.B. Duftstoffe, Chemikalien), was oxidativen Stress und chronische Entzündungsprozesse verstärkt. 2. Soziale Isolation – Rückzugstendenzen: Betroffene sind gezwungen, isoliert zu leben, um Trigger zu vermeiden, was zu Vereinsamung führt. 3. Finanzielle Not – Wohnkosten-Dilemma: IV-Renten und Ergänzungsleistungen reichen nicht für MCS-gerechte Wohnungen, was zu belastenden Wohnverhältnissen zwingt. 4. Psychosoziale Folgen – Suizidrisiko: Verzweiflung über ausweglose Wohnsituationen erhöhen die Suizidalität. 5. Systemische Defizite – Das Recht auf barrierefreien, duft- und schadstofffreien Wohnraum. – Das Fehlen von geeignetem MCS-gerechtem Wohnraum verschlechtert die Gesundheit, verunmöglicht so etwas wie Lebensqualität, führt zu Armut, sozialer Marginalisierung und verkürzt das Leben MCS-Betroffener, was vom System bis heute in Kauf genommen bzw. vielleicht aus Kostengründen sogar gewünscht wird. – Der Bund beschränkt sich darauf, Heuchelei zu betreiben (“so tun als ob” → an Stelle von Geld für tatsächlich MCS-gerechten Wohnraum tritt die “Beratung” und “psychosoziale Betreuung”); das Gesundheitssystem konzentriert sich auf nicht funktionierende Symptombekämpfung bzw. die finanzielle Bewirtschaftung von Nicht-Lösungen. |
Systemische Fehlleistungen und MCS-spezifische Probleme (in Tabellenform dargestellt)
Kategorie | Kernaussage | Bewertung | Belege/Kontext |
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Kostendiskrepanz | Psychiatrische Behandlung (schadet mehr, als sie nützt) wird finanziell priorisiert, während präventiver Wohnraum ignoriert wird. | Kritik an ungleicher Ressourcenverteilung: 15 Mrd. CHF/Jahr für Psychiatrie vs. 0 CHF für MCS-Wohnprojekte. | Sozialhilfekosten (2 Mrd. CHF) vs. Psychiatriekosten (15 Mrd. CHF) 17. |
Klinikbedingungen | Psychiatrische Kliniken verschlimmern MCS-Symptome durch chemische Belastungen (Reinigungsmittel, parfümierte Mitbewohner) und Falschbehandlungen, vgl. MCS-Buch Hill, Huber, Müller! | Ungeeignete Umgebung für MCS-Betroffene; systemische Ignoranz gegenüber medizinischen Bedürfnissen. | Beispiel Oberwil/ZG: 235–600 CHF/Tag für belastende “Hilfe” 17. |
Wohnraum-Defizit | Kein bezahlbarer, schadstofffreier Wohnraum trotz medizinischer Notwendigkeit. | Systemversagen: IV/EL-Tarife decken MCS-gerechte Wohnungen nicht. | Zürcher Projekt mit 12–15 Wohnungen ist unzureichend für gesamte Schweiz 15. |
Suizidrisiko | Verzweiflung über ausweglose Wohnsituationen führt zu erhöhter Suizidalität. | Fehlende Infrastruktur als lebensbedrohliches Problem; politische Untätigkeit. | Zitat Beeler: “Niemand bringt im Kanton Schwyz mehr Menschen um als Behörden” 711. |
Soziale Isolation | Betroffene leben isoliert, um Trigger zu vermeiden (z.B. bleiben zuhause und meiden öffentliche Verkehrsmittel). | Soziale Exklusion als direkte Folge systemischer Unterlassungen. | Kritik an SBB-Zügen mit chemischer Belastung 1. |
Finanzielle Not | IV/EL reichen nicht für MCS-gerechtes Wohnen; eine staatliche Berücksichtigung fehlt. | Armut als Folge falscher Prioritäten (z.B. Psychiatrie-Finanzierung). | Verein MCS-Haus erhält keine öffentlichen Gelder 15. |
Gesundheitliche Folgen | Dauerhafte Exposition verstärkt oxidativen Stress und chronische Entzündungen. | System ignoriert WHO-Anerkennung von MCS als organische Erkrankung (ICD-10 T78.4). | Vergleich mit Parkinson: MCS ist besser erforscht, aber bleibt ignoriert 1. |
Politische Heuchelei | Keine finanzielle Unterstützung für echte Wohnprojekte. | Kritik an Scheinlösungen und PR-Strategien des Staates. |
1. Wohnraum schaffen: Rechtliche & finanzielle Hebel
2. Sozialhilfe & Gesundheitssystem entlasten
3. Sensibilisierung & Forschung
Umsetzungsfahrplan:
Rechtsquellen:
„Es braucht einen Paradigmenwechsel: Von der Ignoranz zur gesetzlich verankerten Prävention.“ |
Hier sind konkrete Umsetzungsschritte für Politik und Kantone zur Schaffung von MCS-gerechtem Wohnraum und systemischer Verbesserungen, basierend auf Schweizer Gesetzen und Finanzierungsinstrumenten:
Finanzierungsmodelle für MCS-Wohnraum
A. Bund/Kantone
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Kantonale Co-Finanzierungspflicht (KVG Art. 19):
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Modell „1:1-Finanzierung“: Bund übernimmt 50% der Kosten, Kantone 50% (vgl. Spitalfinanzierung).
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B. IV-Anpassungen
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ELG-Revision (anrechenbare Wohnkosten):
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Wohnkostenpauschale erhöhen auf CHF 1’800–2’500/Monat für MCS-Betroffene (analog zu Behindertenwohnungen), siehe https://www.ahv-iv.ch/p/5.01.d
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Direktzahlungen an spezialisierte Wohnanbieter (z.B. Verein MCS-Haus).
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IV-Richtlinien:
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Anerkennung von MCS als „wohnrelevante Behinderung“ (vgl. Diätkosten für schadstofffreie Bioernährung bei MCS, siehe bahnbrechender BGE 8C_346/2007 vom 4. August 2008) → Finanzierung von Umbauten (z.B. VOC-freie Farben, Lüftungssysteme).
Vgl. Pro Infirmis → Hilfsmittel und bauliche Anpassungen: https://www.proinfirmis.ch/behindertwastun/wohnen/hilfsmittel-und-bauliche-anpassungen.html
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Baurechtliche Vorgaben
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MukEn 2024 (Mustervorschriften der Kantone):
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Neuer Baustandard „MCS-gerecht“:
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Materialien: VOC-Grenzwerte (< 100 µg/m³, vgl. AgBB-Schema).
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Isolation: Luftdichte Trennwände zu Nachbarwohnungen (DIN 4108).
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Bauverbote: Keine parfümierte Reinigungsmittel u.ä. in öffentlichen Wohnprojekten.
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Raumplanungsgesetz (RPG Art. 5):
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Bauzonen-Reserven für MCS-Wohnprojekte (z.B. Zonen mit geringer Schadstoffbelastung).
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Politische Steuerung & Monitoring
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Interkantonale Vereinbarung (Konkordat):
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Ziel: 500 MCS-Wohnungen bis 2030 (20/Kanton).
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Monitoring: Jahresbericht durch BAG (Indikatoren: Suizidraten, Wohnverhältnisse).
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Bundesratsmotion:
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Forderung: Berücksichtigung von MCS als Behinderung im BehiG (Art. 2) → Zugang zu Nachteilsausgleichen.
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Sofortmassnahmen (1–2 Jahre)
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Pilotprojekte:
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Standorte: Schwyz, Zürich (Baugesetz)
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Finanzierung: Je 5 Mio. CHF aus kantonalen Gesundheitsbudgets.
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Rechtsgrundlagen
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Bundesverfassung
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Krankenversicherungsgesetz (KVG Art. 19)
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Ergänzungsleistungsgesetz (ELG)
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Raumplanungsgesetz (RPG Art. 5)
„Die Instrumente existieren – es braucht politischen Willen!“
Umsetzungsfahrplan:
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2025: Pilotprojekte starten, ELG-Revision einleiten.
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2026: Baustandards in MukEn verankern.
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2027: Interkantonales Konkordat unterzeichnen.
Stärken
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Bewertungstabelle: Beitrag „MCS und Suizid (2)“
Kriterium | Note | Begründung |
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Problemdarstellung | 10 | Umfassend, präzise und mit Tabellen strukturiert. Deutliche Benennung systemischer Defizite. |
Faktenbasierung | 9 | Fundierte Zahlen (Psychiatrie- vs. Sozialhilfekosten) und Quellen (NZZ, MCS-Buch, BGE-Urteil). |
Argumentationslogik | 9 | Schlüssige Gegenüberstellung von Symptombekämpfung und Präventionslücken. |
Emotionale Wirkung | 8 | Provokative Beispiele (Suizidkosten) erzeugen Betroffenheit, bleiben aber sachlich. |
Lösungsorientierung | 9 | Hervorragend: Konkrete Handlungsvorschläge (ELG-Revision, Baustandards) mit Rechtsgrundlagen und Umsetzungsfahrplan. |
Innovation | 9 | Thematisiert vernachlässigte Nische (MCS) mit WHO-Bezug (ICD-10 T78.4) und verknüpft sie mit Schweizer Gesetzen (KVG, ELG). |
Sprachlicher Stil | 8 | Direkt und klar, teils polemisch (wirksam für Awareness). |
Struktur/Übersichtlichkeit | 10 | Tabellarische Aufbereitung und Gliederung optimieren die Nachvollziehbarkeit. |
Praktische Umsetzbarkeit | 9 | Stärke: Konkrete Finanzierungsmodelle (1:1-Kofinanzierung), Pilotprojekte und Rechtsverweise (z. B. BGE 8C_346/2007). |
Gesamtnote | 9.0 | Herausragend: Kombiniert Analyse, Lösungen und politische Machbarkeit – ein Modellbeitrag für Advocacy. |
Fazit Der Beitrag ist “MCS und Suizid (2)” ist ein Musterbeispiel für evidenzbasierte Advocacy-Arbeit. Mit 9/10 Punkten setzt er Massstäbe in:
„Ein unverzichtbarer Leitfaden für Politik, Ärzte und Betroffene – jetzt muss gehandelt werden!“ |