
Inhalt
- 1 Einführung
- 2 Natürliche Bodenbeläge: Holz und Kork
- 3 Linoleum: Robust und natürlich
- 4 Fliesen: Hygienisch und emissionsarm
- 5 Mögliche Alternativen: Wenig bekannte Optionen
- 6 Kritik an PVC-Böden
- 7 Historische Holzböden: Zeitlose Qualität ohne Chemie
- 8 Wirtschaftlichkeit bei MCS-Wohneinheiten
- 9 Fazit
- 10 Quellen
Einführung
Bei der Auswahl von Bodenbelägen für Menschen mit Multipler Chemikaliensensitivität (MCS) steht die Gesundheit im Vordergrund. Bodenbeläge müssen emissionsarm, ökologisch nachhaltig und frei von schädlichen Chemikalien sein. Gleichzeitig sollen sie eine wohnliche Atmosphäre schaffen und praktisch im Alltag sein. Dieser Beitrag beleuchtet geeignete Materialien wie Holz, Kork, Linoleum und Fliesen, die diesen Anforderungen gerecht werden, und erläutert deren Vorteile sowie potenzielle Herausforderungen.
Natürliche Bodenbeläge: Holz und Kork
Massives Eichenholz
Massive Holzböden, insbesondere aus Eiche, sind eine beliebte Wahl für MCS-Wohneinheiten. Sie sind langlebig, natürlich und schaffen eine warme Atmosphäre. Wichtig ist, auf unbehandeltes oder baubiologisch zertifiziertes Holz zu achten, da Verklebungen und Versiegelungen Schadstoffe wie Formaldehyd freisetzen können. Laut dem Institut für Baubiologie Rosenheim sollten Holzböden mit natürlichen Ölen oder Wachsen behandelt werden, um Emissionen zu minimieren.
Kork: Nachhaltig und komfortabel
Kork ist ein ökologisch nachhaltiger Bodenbelag, der aus der Rinde der Korkeiche gewonnen wird, ohne den Baum zu schädigen. Er ist warm, fussfreundlich und dämpft Geräusche effektiv, was ihn ideal für Wohnräume macht. Studien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bestätigen, dass Kork aufgrund seiner Nachhaltigkeit und geringen Umweltbelastung eine hervorragende Wahl ist. Bei MCS-Wohneinheiten ist darauf zu achten, dass der Korkkleber lösemittelfrei ist.
Kork – Grenzen und mögliche Probleme:
Alternative Ergänzung: Erwähnung von Holzweichfaserplatten oder Fermacell-Systemen als Unterböden oder Trittschallalternativen mit guter Ökobilanz und ohne Schadstoffbelastung. |
Linoleum: Robust und natürlich
Linoleum besteht aus natürlichen Rohstoffen wie Jutefasern, Korkmehl und Leinöl. Es ist widerstandsfähig, pflegeleicht und bildet Druckstellen vollständig zurück. Moderne Naturlinoleumbeläge verzichten auf chemische Flammschutzmittel, was sie besonders für MCS-Betroffene geeignet macht. Laut einer Untersuchung des Umweltbundesamtes (UBA) weist Linoleum geringe Emissionen auf und ist daher eine gesunde Alternative zu synthetischen Belägen.
Linoleum – Stärken und kritische AspekteVertiefungspotenzial:
Alternative Ergänzung: Elastische mineralische Beläge (z. B. Calciumsulfat- oder Magnesiaestriche mit pigmentierter Oberfläche) bieten ein natürliches, emissionsfreies Finish – ganz ohne Kleber oder Versiegelung. |
Fliesen: Hygienisch und emissionsarm
Keramikfliesen sind eine weitere MCS-gerechte Option, insbesondere für Küchen und Badezimmer. Sie sind robust, leicht zu reinigen und geben keine Schadstoffe ab, da sie aus natürlichen Materialien wie Ton gebrannt werden. Fliesen sind kälter als Holz oder Kork, können aber mit einer Fussbodenheizung kombiniert werden, um den Komfort zu erhöhen. Laut dem Sentinel-Haus-Institut sind unglasierten Fliesen oder solche mit baubiologisch geprüften Glasuren zu bevorzugen, um chemische Ausdünstungen zu vermeiden.
Mögliche Alternativen: Wenig bekannte Optionen
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Kritik an PVC-Böden
PVC-Böden werden aufgrund ihrer geringen Kosten und einfachen Verarbeitung häufig in Küchen eingesetzt. Allerdings sind sie problematisch, da sie Weichmacher (Phthalate) enthalten, die gesundheitsschädlich sind. Eine Studie des UBA zeigt, dass PVC-Böden gesundheitliche Risiken wie Atemwegsbeschwerden und hormonelle Störungen bergen. Für MCS-Wohneinheiten sind sie daher ungeeignet.
Historische Holzböden: Zeitlose Qualität ohne Chemie
In der Zeit zwischen 1870 und 1930 – also vor der flächendeckenden Einführung synthetischer Kleber, Versiegelungen und Spanplatten – wurden Holzböden nahezu ausschliesslich in massiver Ausführung verlegt. Diese sogenannten Dielenböden bestanden in der Regel aus heimischem Nadelholz (Fichte, Tanne, Kiefer) oder aus härteren Hölzern wie Eiche oder Esche bei gehobenen Bauten. Merkmale traditioneller Holzböden:
Eignung für MCS-Wohneinheiten:
Nachbau oder Wiederverwendung heute:
Nachteile:
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Wirtschaftlichkeit bei MCS-Wohneinheiten
Da MCS-Wohneinheiten oft kompakte Flächen haben, sind die Gesamtkosten für hochwertige, baubiologisch geeignete Bodenbeläge überschaubar. Die höheren Kosten pro Quadratmeter für Holz, Kork oder Linoleum werden durch die kleinere Fläche relativiert. Zudem amortisieren sich diese Materialien durch ihre Langlebigkeit und geringe Wartungskosten.
Fazit
Für MCS-Wohneinheiten sind natürliche Bodenbeläge wie Eichenholz, Kork, Linoleum und Fliesen die beste Wahl. Sie sind emissionsarm, nachhaltig und schaffen ein gesundes Raumklima. Wichtig ist, auf zertifizierte Materialien und lösemittelfreie Verarbeitung zu achten. So wird nicht nur die Gesundheit der Bewohner geschützt, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
Quellen
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Institut für Baubiologie Rosenheim. (2023). Baubiologische Richtlinien für Innenraummaterialien.
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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). (2022). Nachhaltigkeitsbewertung von Bodenbelägen.
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Umweltbundesamt (UBA). (2021). Schadstoffe in Bodenbelägen: Risiken und Alternativen.
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Sentinel-Haus-Institut. (2024). Gesundes Bauen: Materialien für sensible Personen.
1. Übersichtstabelle: Bodenbeläge für MCS-Wohneinheiten
Bodenbelag | Vorteile | Nachteile | Hinweise / Quellen |
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Massives Eichenholz | – Langlebig, warm, natürlich – Gute baubiologische Eigenschaften – Oberfläche mit Ölen/Wachsen pflegbar |
– Versiegelungen und Kleber problematisch (Formaldehyd etc.) – Teurer in hochwertiger Ausführung |
Institut für Baubiologie Rosenheim (2023) |
Kork | – Nachhaltig, da aus Rinde – Trittschalldämmend, fusswarm – Gute Ökobilanz bei Naturprodukten |
– Viele Korkprodukte enthalten PU-Bindemittel – Feuchtigkeitsempfindlich – Ökologischer Fußabdruck bei Importware |
DGNB (2022), UBA (2021) |
Linoleum | – Naturmaterial (Leinöl, Jute, Korkmehl) – Emissionsarm, pflegeleicht – Biologisch abbaubar |
– Anfangsgeruch (Leinöl) – Oft verklebt (Klebstoffe problematisch) – Nicht für Nassräume geeignet |
UBA (2021), Sentinel-Haus-Institut (2024) |
Fliesen (Keramik) | – Emissionsfrei – Hygienisch, sehr langlebig – Für Nassräume geeignet |
– Kalt (ohne FB-Heizung) – Weniger wohnlich – Harte Oberfläche |
Sentinel-Haus-Institut (2024) |
Elastische mineralische Beläge (z. B. Magnesia-, Lehm-, Calciumsulfatbasis) |
– Komplett ohne Kunststoff – Diffusionsoffen, antistatisch – Fugenlos und dauerhaft |
– Teurer – Aufwändige handwerkliche Verarbeitung – Optik gewöhnungsbedürftig |
Bauphysik-Fachliteratur; baubiologische Empfehlungen |
Holzweichfaserplatten + Naturteppich / Klickparkett | – Schadstofffrei, keine Kleber nötig – Gute Dämmwirkung – Modular austauschbar |
– Nicht feuchtraumtauglich – Aufbauhöhe muss einkalkuliert werden |
Ökologisches Bauen, Fachportale für baubiologische Sanierung |
PVC-Böden (nicht empfohlen) | – Günstig, einfach verlegbar – Wasserabweisend |
– Weichmacher (Phthalate) – VOC-Belastung, hormonaktive Stoffe – Entsorgungsproblem |
UBA (2021) – “gesundheitliche Risiken bei PVC-Böden” |
2. Historische Holzböden (ca. 1870–1930)
Zeitlose Qualität ohne Chemie – eine Option für MCS-Wohnprojekte
Merkmale | Vorteile | Nachteile | Baugeschichtliche Hinweise |
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Massive Holzdielen, oft raumlang (Fichte, Kiefer, Tanne, Eiche) | – Keine Klebstoffe – Nur natürliche Öle/Wachse – Renovierbar und langlebig – Emissionsfrei nach Jahrzehnten |
– Hoher handwerklicher Aufwand – Keine Trittschalldämmung (bei Neubau ergänzbar) – Nicht feuchtraumtauglich |
Vgl. M. Petzet: Historische Baustoffe, 1994 Bund Heimat und Umwelt (BHU), 2011 |
Mechanische Befestigung (genagelt, geschraubt) auf Lagerhölzern | – Rückbaubar, recyclingfähig – Komplett diffusionsoffen – Ideal für Allergiker und MCS |
– Aufbauhöhe höher als bei modernen Systemen | DIN 18356 (Holzfussböden), Ursprung im 19. Jh. |
Oberfläche: Seife, Leinöl, Bienenwachs | – Kein mikroplastikbasiertes Finish – Natürliche Patina |
– Regelmäßige Pflege notwendig | Vgl. Handwerkskammer München: Holzbodentechniken 1900–1950 |
Heute möglich als:
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Restaurierte Altdielen (z.B. aus Rückbauhöfen)
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Neu verlegte Massivholzdielen in historischer Ausführung
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Kombination mit Korkunterlagen oder Schüttungen für MCS-gerechte Trittschalldämmung